Am Samstag steigt in der Dingolfinger Höll-Ost-Halle die Bayerische Hallenmeisterschaft der Fußballherren. Derweil ist es nicht das erste Mal, dass die bayerische Hallenelite ihren Meister in Dingolfing ausspielt. Bereits 1991 erhielt der FC Dingolfing unter der Führung von Elmar Dandorfer den Zuschlag für das Großereignis. Die Mannschaft des FCD spielte dabei groß auf und stieß bis ins Finale vor. Noch heute gehört die bayerische Vizemeisterschaft zu den größten Erfolge der Vereinsgeschichte.
FCD als Kanonenfutter – Junge Truppe überzeugt in der Bezirksliga
Derweil hatte die Mannschaft vor dem Turnier keiner auf dem Zettel. Im Jahr zuvor musste man den Abstieg aus der Bezirksoberliga antreten. Erneut verließen den FCD mangels größerer Sponsoren zahlreiche Leistungsträger. Sogar der Durchmarsch bis in die A-Klasse wurde dem Traditionsverein prophezeit. Jedoch stellten sich Vorstand Dandorfer, Sportchef Peter Schmidt und Trainer Walter Strohmaier auf die Hinterbeine. Keinesfalls wollte man die Flinte bereits vorab ins Korn schmeißen und machte aus der Not eine Tugend. Dank einer wie heute hervorragenden Jugendarbeit schickte man eine blutjunge Truppe ins Rennen und spielte sich sensationell bis zur Herbstmeisterschaft. Nach einem Durchhänger rutschte man zwar vor der Winterpause noch ab, blieb aber in Sichtweite zum Aufstiegsplatz. Trotz der Erfolge in der Freiluftsaison schienen die Vorzeichen alles andere als positiv. „Wir nahmen als Vorbereitung an zwei Turnieren in Landshut und Vilsbiburg teil und sind beide Male nach grottenschlechter Leistung in den hinteren Rängen gelandet“, erinnert sich Trainer Strohmaier, der damals mit seinen 26 Jahren zu den jüngeren Vertretern der Trainerzunft gehörte.
Dennoch war die Euphorie groß. „Die Hallensaison war damals groß im Kommen. Die Rundum-Bande war noch eine echte Seltenheit und für viele Spieler und Zuschauer ein absolutes Highlight. Obendrein gab es die Hallenmasters der Profis, die die mediale Aufmerksamkeit auf den Hallenfußball richteten“, berichtet Strohmaier.
Einziger Wermutstropfen war im Vorfeld das Fehlen des TSV 1860 München bei der Endrunde. Nur zu gerne hätte der Verband die Münchner Löwen mitsamt seinen Fans bei der Bayerischen Meisterschaft gehabt. Doch wie so viele andere Bayernligisten verzichteten die Sechziger auf eine Teilnahme aufgrund von Trainingslager und Verletzungsgefahr. Daher galt der FC Gundelfingen als großer Favorit. „In Schwaben hat der Hallenfußball bereits eine lange Tradition“, gab der Referent des BFV bei der Pressekonferenz bekannt. 3000 Zuschauer waren bei den Schwäbischen Meisterschaften keine Seltenheit.
Die Presse traute dem FCD selbst nur wenig zu und verwies auf die Unerfahrenheit der jungen Truppe. Davon wollte man sich jedoch nicht beirren lassen. „Wir haben in der Woche vor dem Turnier noch zwei Sonderschichten eingelegt und an der Taktik gefeilt. Richtig geglaubt an einen Überraschungserfolg haben wir aber erst nach dem ersten Gruppenspiel“, erzählt Trainer Strohmaier. Gegen Bayern Hof sorgten die Blau-Weißen für Staunen auf der Tribüne. Nach einem Doppelpack von Raiser sowie einem Treffer von Reiseck holte man einen glatten 3:0-Erfolg gegen die Oberfranken. Im Eröffnungsspiel gab es somit gleich die erste faustdicke Überraschung. Im zweiten Spiel hatte man Fürstenfeldbruck vor der Brust. Zwei schnelle Gegentreffer sorgten für lange Gesichter beim FCD. Jedoch steckte man nicht auf und bewahrte sich nach Toren von R. Strohmaier und Temel noch alle Chancen zum Halbfinaleinzug. Dieser schien nach dem letzten Gruppenspiel gegen Gundelfingen in weite Ferne gerückt. Obwohl der Turnierfavorit zweimal in Führung ging hatte man an den aufopferungsvoll kämpfenden Dingolfinger zu knabbern. Schneider und Temel konnten die Gegentreffer jeweils egalisieren. Erst in der Schlusssekunde musste man den dritten Gegentreffer hinnehmen und sah seine Felle davon schwimmen. Umso größer war der Jubel als man nach dem Sieg von Bayern Hof gegen Fürstenfeldbruck doch noch das Ticket für das Halbfinale löste.
Dort kam es zu einem niederbayerischen Duell, denn man hatte den Bezirksmeister Bischofsmais vor der Brust. Getragen von den rund 800 Zuschauern spielten die Blau-Weißen wie entfesselt auf. Raiser (2), Schneider, Schreiner und Reiseck lauteten die Torschützen auf Dingolfinger Seite.
Der Finalgegner hieß FT Schweinfurt. Die freien Turner setzen sich erst nach Verlängerung gegen Gundelfingen durch und so hoffte man auf schwindende Kräfte bei den Franken. Doch weit gefehlt! Dingolfing stürmte zwar mit offenem Visier, agierte aber zu ungestüm. Schweinfurt bestrafte die Unerfahrenheit und krönte sich dank eines 5:0-Erfolgs zum verdienten Sieger. Derweil stand es lange nur 1:0, jedoch machten die Freien Turner nach einer Zeitstrafe kurzen Prozess mit dem Underdog.
Auf einen ähnlichen Erfolg hofft man nun auch fast 30 Jahre später. Dabei scheinen die Vorzeichen vergleichbar. „Neben der herausragenden Mentalität der Mannschaft war die Unterstützung von den Zuschauerrängen ein großer Pluspunkt. Daher hoffe ich auf eine volle Halle. Ich drücke natürlich dem FCD die Daumen und traue ihnen definitiv eine Überraschung zu“, so Strohmaier abschließend.
Für den FCD kamen zum Einsatz: Hermann Reicheneder, Robert Huber, Stephan Schneider, Richard Strohmaier, Robert Fischer, Marcus Raiser, Jochen Schreiner, Adi Temel, Reinhold Reiseck, Armin Ritter, Eduard Klein und Gerald Königsbauer