Im Isar-Wald-Stadion herrscht täglich Hochbetrieb. Einen großen Anteil an der hohen Auslastung der Sportstätten haben die Jugendteams des FC Dingolfing. Ganze 15 Stück schickt der FCD an den Start, in der Winterpause kommen noch zwei weitere hinzu. Dementsprechend froh ist man über jeden der sich im Nachwuchsbereich ehrenamtlich engagieren will. Ein Jugendtrainer hat dabei eine ganz besondere Geschichte. Agibu Janneh, Trainer der E1, ist afrikanischer Flüchtling und hat dabei in seinem Leben schon mehr erlebt als die meisten seiner Trainerkollegen.
„Die Arbeit mit den Kinder macht mir sehr viel Spaß. Es ist super zu sehen mit welch einer Freude und Eifer die Jungs ihrem Hobby nachgehen“, berichtet Janneh. Jannehs Team ist dabei überaus erfolgreich, denn in der Hinrunde wurde man ohne Punktverlust Herbstmeister. Bei den Nachwuchskickern läuft es nicht nur sportlich super. Der Spaß am Fußball hat auch auf Freunde übergriffen und so tummeln sich an die 20 Spieler im Training. „Für die Frühjahrsrunde werden wir eine weitere Mannschaft anmelden. Am Wochenende ist es uns wichtig, dass auch alle Spieler zum Einsatz kommen“, berichtet der 24-jährige Coach. Bei seiner Trainerarbeit wird er von Dardan Bajraktari und Sebastian Strohmaier unterstützt. Auch die Eltern seien sehr hilfsbereit, betont Janneh.
Kinder lernen auch fürs Leben
Die Kinder verbessern im Training nicht nur ihr fußballerisches Können, sondern lernen auch für das Leben. „Agibu hat einen hervorragenden Draht zu den Kindern. Er macht ein super Training, bei dem die Kinder was lernen und auch der Spaß nicht zu kurz kommt. Die Kinder waren vom ersten Tag offen. Vorurteile gegen Dunkelhäutige oder Flüchtlinge werden bei ihnen sicher nicht aufkommen“, lobt FCD-Vorstand Strohmaier seinen Trainerkollegen. Das Trainertrio ist selbst begeistert von ihren Schützlingen. „Wir haben seit ein paar Wochen einen neuen Spieler, der mit seinen Eltern aus Kroatien nach Deutschland gekommen ist. Alle Kinder aus der Mannschaft sind extrem aufgeschlossen. Diejenigen, die kroatisch können, haben anfangs übersetzt und alle anderen Kinder haben auch gleich den Kontakt gesucht“, zeigt sich Janneh beeindruckt.
Agibu Janneh gehört in der Reserve zu den Führungskräften
Umso kritischer zeigen sie sich die Nachwuchskicker, wenn sie ihrem Trainer bei der Dingolfinger Reserve zusehen. Janneh geht auch dort voran und zieht als stellvertretender Spielführer die Fäden im Mittelfeld. Auch in der ersten Mannschaft kam er schon mehrmals zum Einsatz. „Der Fußball hat mir sehr viel geholfen. Als ich nach Deutschland kam, durfte ich nicht gleich anfangen zu arbeiten. Ich war in der Nähe von Reisbach in einer Unterkunft und hatte außer den Deutschkursen nur wenig zu tun am Tag. Die Langeweile war wirklich erdrückend. Meine Deutschlehrerin hat mich dann auf die Idee gebracht beim Fußballverein anzufangen. Mit Andi Otto hatte ich einen Trainer, der mir ab dem ersten Tag viel geholfen hat. Auch meine Mitspieler waren sehr hilfsbereit. Mittlerweile sind echte Freundschaften entstanden“ erzählt Janneh.
Der neue Freundeskreis half Janneh sich in seiner neuen Heimat zu recht zu finden. „Die Sprache ist der Schlüssel zur Integration. Ich unternehme auch außerhalb des Fußballs viel mit meinen Freunden und wollte immer auf Deutsch mit ihnen sprechen. So konnte ich mich schnell verständigen“, erklärt Janneh. Der sprachbegabte Afrikaner sprach bereits drei Sprachen als er nach Deutschland kam. Nun seien es fünf beteuert Janneh mit einem breiten Grinsen. Mittlerweile kann Janneh über die anfänglichen Kommunikationsschwierigkeiten in Niederbayern nur lachen und bei ihm selbst hat sich der bayerischen Dialekt längs eingeschlichen: „Anfangs war es nicht leicht, denn das Deutsch aus dem Unterricht hatte wenig mit dem bayerischen Dialekt zu tun. Ich konnte nicht mal antworten als die Kinder im Bus fragten, ob sie sich neben mich setzen dürfen.“
Ein besonders wichtiger Moment war für Janneh dessen erster Arbeitstag als Stahlbauer bei der Firma Finsterwald. „Ich wollte unbedingt arbeiten und nicht länger auf Kosten der Gesellschaft leben. Daher bin ich auch ein klein wenig stolz, dass ich jetzt Steuern bezahle und etwas zurückgeben kann“, so Janneh.
„Agibus Geschichte ist ein Musterbeispiel der Integration“
„Agibus Geschichte ist ein Musterbeispiel an Integration. Mehr wie Agibu kann man nicht leisten. Aus Vereinssicht ist es natürlich überragend, wenn man nicht nur einen guten Spieler hinzu bekommt, sondern jemanden der sich einbringt und in seiner Freizeit Kinder trainiert. Persönlich habe ich einen echten Freund gewonnen“, lobt Vorstand Strohmaier.
Dabei ist nicht sicher wie lange die Erfolgsgeschichte noch andauern kann. Denn Janneh ist nur geduldet und darf nach Ende der Ausbildung noch zwei Jahre als Stahlbauer weiterarbeiten. Die Zukunft danach ist ungewiss und hängt am seidenen Faden. Nur eins steht für Janneh fest: „Vom FCD gehe ich so schnell nicht mehr weg – sofern man mich lässt.“